Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Prof. Dr. med.
Julius Donath
1870 - 1950

Julius Donath. Fotograf: Robert Thiele, Wien 1905
© Josephinum – Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin, MedUni Wien
Julius Donath. Fotograf: Robert Thiele, Wien 1905 © Josephinum – Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin, MedUni Wien

Mitglied seit 1927

Ausbildung bei Hermann Nothnagel

"Donath-Landsteiner-Syndrom"

1938 Leiter der intern. Abteilung Krankenhaus der Israelit. Kultusgemeinde

Hermann Nothnagel. Fotograf: Robert Thiele, Wien 1905. © Josephinum – Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin, MedUni Wien.
Hermann Nothnagel. Fotograf: Robert Thiele, Wien 1905. © Josephinum – Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin, MedUni Wien.
Münch. Med. Wschr. 1904; 51: 1590-1593
Münch. Med. Wschr. 1904; 51: 1590-1593
Grabstelle Familie Donath, Friedhof-Feuerhalle Simmering, Wien. © Fotograf: Julius Keyser, 05.05.2024; Arch. M. Gregor
Grabstelle Familie Donath, Friedhof-Feuerhalle Simmering, Wien. © Fotograf: Julius Keyser, 05.05.2024; Arch. M. Gregor

Prof. Dr. med. Julius Donath

  • 1‌1‌.‌1‌1‌.‌1‌8‌7‌0‌, Wien
  • 0‌1‌.‌0‌1‌.‌1‌9‌5‌0‌, Wien
  • Mitglied seit 1927
  • Wien
  • Facharzt für Innere Medizin

Julius Donath wuchs in einer jüdischen Familie in Wien auf. Sein Vater war der Geschäftsmann Leopold Ludwig Jacob Donath (1835-1883), seine Mutter Ida Donath, geb. Roth (1848-1921), die am 09.08.1868 in Wien heirateten.

Nach der Matura am Franz-Joseph-Gymnasium 1889 studierte Julius Donath an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Das Studium schloss er mit dem Staatsexamen und der Promotion 1895 ab.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

 Julius Donath begann 1895 seine klinische Ausbildung als Aspirant an der Ersten Medizinischen Universitätsklinik unter der Leitung von Prof. Hermann Nothnagel, dann an der Klinik für Hautkrankheiten und der I. chirurgischen Abteilung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. Von Mai 1898 bis November 1898 war er an der Allgemeinen Wiener Poliklinik bei Julius Mannaberg tätig. Von November 1898 bis zum 01. Juli 1907 arbeitete J. Donath als Assistenzarzt wiederum an der Ersten Medizinischen Universitätsklinik Wien bis 1905 unter dem Direktorat von Prof. Hermann Nothnagel.

Hermann Nothnagel. Fotograf: Robert Thiele, Wien 1905. © Josephinum – Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin, MedUni Wien.
Hermann Nothnagel. Fotograf: Robert Thiele, Wien 1905. © Josephinum – Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin, MedUni Wien.

Hermann Nothnagel (geb. 1841 in Alt-Lietzegöricke, Mark Brandenburg, gest. 1905 in Wien) studierte und promovierte 1863 in Berlin und habilitierte sich für Innere Medizin 1866 im preußischen Königsberg. 1882 wurde er als Vorstand der I. Medizinischen Universitäts-Klinik Wien berufen. Er veröffentlichte wegweisende Arbeiten zur Physiologie und Pathologie des Nervensystems und des Darmes. Er untersuchte den Mechanismus der Darmperistaltik und beschrieb die Colitis membranacea. Besondere Verdienste erwarb sich Nothnagel als Gegner des Antisemitismus. Gemeinsam mit Arthur Gundaccar von Suttner, Ehemann der späteren Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, gründete er 1891 den „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“ in Wien und wurde Ehrenpräsident des Vereins. 1901 war er Mitgründer und bis zu seinem Tod Präsident der „Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien“. 

1905 habilitierte J. Donath für das Fach Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien mit einer Arbeit über die paroxysmale Kältehämoglobinurie („Donath-Landsteiner-Syndrom“, „Donath-Landsteiner Hämolysetest“ etc.), verursacht durch ein Lysin.

Münch. Med. Wschr. 1904; 51: 1590-1593
Münch. Med. Wschr. 1904; 51: 1590-1593

In den 1904 und 1925 gemeinsam mit Karl Landsteiner publizierten Arbeiten verwendeten die Autoren dabei oft den Begriff  „Toxin“, meistens aber „Blut-Gift“, nicht aber die Bezeichnung „Ambozeptor“, dem zu dieser Zeit üblichen Ausdruck für Antikörper oder Autoantiköper (vgl. D. Goltz, Clio.Med. 1982).

Ergebnisse der Hygiene Bakteriologie Immunitätsforschung und experimentellen Therapie, Hrsg. W. Weichardt, 1925; Band 7: 184-228, Verlag Julius Springer
Ergebnisse der Hygiene Bakteriologie Immunitätsforschung und experimentellen Therapie, Hrsg. W. Weichardt, 1925; Band 7: 184-228, Verlag Julius Springer

Im Juli 1910 erfolgte die Ernennung zum Primararzt an der II. Medizinischen Klinik des neu errichteten Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft im 19.  Wiener Gemeindebezirk Döbling. 1927 wurde er zum außerordentlichen Professor an der Wiener Universität ernannt.
Bis zum Februar 1938 war er als Konsiliararzt der Krankenkasse für kaufmännische Angestellte tätig.

 

Nach 1933

Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht und dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde Julius Donath als Jude verfolgt. Am 22. April 1938 wurde er seines Amtes enthoben (die „Venia legendi“ widerrufen) und von der Universität Wien entlassen. Er konnte in der Folgezeit als sogenannter „Krankenbehandler“ zur ausschließlichen Behandlung jüdischer Patienten tätig sein. Im Oktober 1938 übernahm er die Leitung der Abteilung für Innere Medizin am Spital der Israelitischen Kultusgemeinde (Rothschild-Spital).

Durch seine nicht-jüdische Ehefrau Anna, geb. Kindler (1883 bis 1962) war Donath geschützt und konnte die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur in Wien überleben. Nach der Befreiung Österreichs durch die alliierten Truppen verblieb er auf dem Posten als Leiter der internistischen Abteilung im Krankenhaus der Israelitischen Kultusgemeinde.

Julius Donath starb 80-jährig am 01.01. 1950 in Wien. Seine erhaltene Grabstätte befindet sich auf dem Urnenfriedhof Feuerhalle Simmering im 11. Wiener Stadtbezirk.

Grabstelle Familie Donath, Friedhof-Feuerhalle Simmering, Wien. © Fotograf: Julius Keyser, 05.05.2024; Arch. M. Gregor
Grabstelle Familie Donath, Friedhof-Feuerhalle Simmering, Wien. © Fotograf: Julius Keyser, 05.05.2024; Arch. M. Gregor

Julius Donaths jüngere Schwester, die 1878 in Wien geborene Sophie Hahn, wurde am 05.10.1942 aus Wien zum Gut Maly Trostinez, bei Minsk, in der von deutschen Truppen besetzten Weißrussischen (Belarussischen) Sozialistischen Sowjetrepublik deportiert und dort sofort nach ihrer Ankunft am 09.10.1942 ermordet.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Mit Landsteiner K.. Ueber paroxysmale Hämoglobinurie. Münch. Med. Wschr. 1904; 51: 1590-1593
  2. Mit Landsteiner K.. Über Kältehämoglobinurie. Ergeb. Hyg. Bakt., 1925; 7: 184-228

Beitrag von Univ.-Prof. (i.R.) Dr. med. Michael Gregor

 

Literatur

Kürschners Deutscher Gelehrten Kalender. 2.Jahrgang 1926. Gerhard Lüdtke (Ed.), Walter de Gruyter & Co.

Daniela Angetter, Birgit Nemec, Herbert Posch, Christiane Druml, Paul Weindling: Strukturen und Netzwerke: Medizin und Wissenschaft in Wien 1848–1955. V&R unipress GmbH, Göttingen 2018, ISBN 978-3-7370-0916-4

Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 1, Berlin-Wien: Urban & Schwarzenberg 1932, S. 243

Bauer-Merinsky J: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980

Goltz D., Das Donath-Landsteiner-Hämolysin. Die Entstehung eines Mythos in der Medizin des 20. Jahrhunderts. Clio. Med. 1982; 16: 193-217

Weblinks

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938  (https://gedenkbuch.univie.ac.at/page/1/person/julius-donath)

Universitätsbibliothek Medizinische Universität Wien/van Swieten Blog (https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=608)